Autruf

3. TREFFEN DER INTERNATIONALEN ÖKOSOZIALIST*INNEN

ÖKOLOGISCHE DRINGLICHKEIT UND SOZIALE NOTLAGE:

ALTERNATIVEN SCHAFFEN FÜR DIE ÖKO-SOZIALEN HERAUSFORDERUNGEN

Bilbao, 23-24-25 september 2016

Die Menschheit steht vor einer entscheidenden Frage: Entweder verändern wir unser wirtschaftliches und politisches System oder wir gelangen bis zur Barbarei. Wir durchfahren eine schwere ökologische, soziale und Versorgungs- bzw. Reproduktionskrise, von welcher der Klimawandel sich am beunruhigendsten äußert. Hier spielt auch der Verlust biologischer Vielfalt, die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen oder die Zerstörung von Wäldern eine wichtige Rolle. Wir stehen vor einer Summe von miteinander verbundenen Krisen, die eine noch nie dagewesene Bedrohung für die Menschheit und alle anderen Lebewesen darstellt. Außerdem schafft die Aneignung des Reichtums von einer Minderheit eine ungerechte Verteilung, welche die wirtschaftliche und geschlechtsbedingte Ungleichheit erhöht, indem der Zugang zu einem Leben in Würde in unseren Gesellschaften und Völkern verhindert wird.

Der Ursprung dieser Katastrophe entspringt einem Produktions-, Reproduktions-, Verteilungs- und Konsumsystem – der hetero-patriarchalische Kapitalismus – welches auf der Grundlage der expansiven Dynamik der Akkumulation, des Konsums und des Warenfetischismus basiert. Dieses System erzeugt steigende Ungleichheit, soziale Ungerechtigkeit, Armut und Ausgrenzung. Diese Expansionslogik ist mit dem Schutz von Mensch und Natur unvereinbar. Ein Wachstum ohne Grenzen ist unvereinbar mit der Aufrechterhaltung der materiellen Grundlage, die das menschliche Leben erhalten. Wenn wir nicht den Kurs ändern, werden wir immer häufiger ökologische Katastrophen beobachten, die Todesfälle, Leid und Vertreibung eines wachsenden Teils der Menschheit verursachen. Kriege um die sich vermindernden natürlichen Ressourcen verschlimmern sich und wir werden eine vermehrte Militärpräsenz und Kontrolle über die Menschen erfahren. Der Kapitalismus, welcher von der Logik des Profits und Wachstums um jeden Preis geführt wird, führt die Menschheit in Richtung eines Ökozids. Der Kapitalismus ist eine Massenvernichtungswaffe. Uns wird die Gegenwart gestohlen und eine menschenwürdige Zukunft für heutige und zukünftige Generationen unmöglich gemacht.

Wir, die diese Beschwerde unterzeichnen, sind der Auffassung, dass die Antworten auf die Krise, welche durch das kapitalistische System angeboten werden (wie z. B. grüner Kapitalismus, nachhaltige Entwicklung, Kohlenstoffmarkt, Atomenergie, Freihandelsabkommen wie TTIP, Fracking, Städteplanung, die große Städte zu Lasten kleinerer Städte und Gemeinden priorisiert, Aufkaufen von Land, industrielle Landwirtschaft, verheerende Makro-Infrastruktur, Extraktivismus) falsche Lösungen sind. Die offensichtlichen falschen Herangehensweisen sind nicht akzeptabel und antworten nicht auf die ökologische, soziale und versorgungstechnische bzw. reproduktionsbezogene Notlage, mit der die Menschheit konfrontiert ist. Tatsächlich stellen diese angeblichen Lösungen nur neue Formen der Profitmaximierung auf Kosten unseres Planeten dar.

Sie möchten uns glauben machen, dass es keine Alternative zum wirtschaftlichen und politischen System gibt, wobei sich in den letzten Jahren weltweit hunderte Erfahrungen, Projekte und Alternativen entwickelten. Die Demonstrationen gegen die Keystone XL Pipeline in den USA, die Aktionen im Rahmen des Klimagipfels in Paris (COP21), die Bewegung gegen TTIP oder auch die für Klimagerechtigkeit stellen eine Hoffnung dar, diese Alternative zu schaffen. Die Erfahrungen der dynamischen Alternative bezeugen dies, ebenso wie die Prozesse der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die in Lateinamerika, Asien oder Afrika Fortschritte machen und die weitgehend auf Paradigmen wie „gutes Leben“ (el Buen Vivir) und der Harmonie zwischen Mensch und Natur basieren.

Eine neue Generation von Aktivisten*innen und neue Formen des Widerstands werden geboren. Auch in Euskal Herria (Baskenland) gibt es Erfahrungen und alternative Projekte. Damit diese aber nicht die Ausnahme werden und somit die kapitalistische Herrschaft bestätigen, müssen wir ökosozialistisches Bewusstsein schaffen und die Kräfte verbinden um eine echte Transformation zu erreichen. Es ist Zeit für die Menschen aktiv zu werden, souverän zu handeln, Verantwortung zu übernehmen und somit die aktuelle Situation zu verändern. Dies ist notwendig, um eine ökosozialistische und feministische Bewegung zu schaffen, die den Verlauf der aktuellen Zerstörung ändern.

Wir, Menschen aus verschiedenen sozialen Bewegungen, Gewerkschaften und politischen Organisationen aus Euskal Herria (Baskenland), aus Spanien, aus der Schweiz und anderen europäischen Ländern, laden Euch vom 23. bis 25. September 2016 zu den 3. Internationalen Konferenzen in Bilbao (Baskenland) ein. Dies ist eine Fortsetzung der ersten Treffen im Januar 2014 in Genf und der zweiten Treffen im Juni 2015 in Madrid.

Wir laden euch ein, diesen internationalen Appell als Vertreter*in eurer Organisation oder als Einzelperson zu unterzeichnen, den Appell zu verbreiten und aktiv an der Debatte teilzunehmen.

Wir schlagen folgende zwei Schwerpunkte für die Debatte vor:

  1. Ökosoziale Übergänge in Anbetracht der ökologischen Dringlichkeit und sozialen Notlage.
  2. Die Stunde der Troika oder die Stunde der europäischen Völker? Demokratie, Souveränität und soziale Gerechtigkeit.

Wir müssen unsere Arbeit organisieren, Aufgaben planen und Mobilisierung koordinieren, um sicherzustellen, dass unsere Alternativen aufrechterhalten und unterstützt werden. Unsere Arbeit muss von einem Großteil der Menschen, die eine radikale Transformation des kapitalistischen Systems suchen, wahrgenommen und mitgestaltet werden. Unter anderem möchten wir uns koordinieren und gemeinsam mit der Post-COP21-Bewegung und den Bewegungen, welche aus den Initiativen von Plan B für Europa entstanden sind, kämpfen.

In unserem ökosozialistischen Projekt, und damit antikapitalistischen, können alldiejenigen Menschen und Bewegungen sich beteiligen, die nach gerechten, nachhaltigen und anti-patriarchalen Gesellschaften streben.

Wir sehen uns in Bilbao.

First signers

International: Alfons Perez (ODG, Països Catalans), Amaia Pérez Orozco (Eje de Precariedad y Economía Feminista, estado español), Christine Poupin (CGT et NPA, France), Christophe Aguiton (ATTAC, France), Conrad Kunze (Rosa Luxemburg, Deutschland), Daniel Süri (Anti-Shale Gas Group, Switzerland), Daniel Tanuro (LCR-SAP, Belgique),  Elizabeth Peredo (Trenzando ilusiones, Bolivia),  Éric Toussaint (CADTM, Belgique), Jordi Roca (Universitat de Barcelona, Països Catalans), Jorge Riechmann (Podemos, estado español), Juan Tortosa (SolidaritéS, Switzerland), Manuel Garí (Fundación Viento Sur, estado español), María Eugenia Rodríguez Palop  (Universidad Carlos III, estado español), Marianne Ebel (World March of Women, Switzerland), Nicolas Haeringer (350.org, France), Pascoe Sabido (Corporate Europe Observatory, Belgique), Payal Parekh (350.org, Suitza), Tadzio Mueller (climate justice activist, Deutschland), Tchenna Maso (MAB, Brasil), Txetx Etcheverry (Bizi! Mugimendua, Euskal Herria), Vincent Gay (Ensemble, France), Yayo Herrero (Ecologistas en acción, estado español), Zoe Konstantopoulou (Greece).

Euskal Herria: Adolfo Muñoz, Txiki (ELA), Ainhoa Etxaide (LAB), Ayem Oskoz (Alternatiba), Dani Maeztu (Aralar), Iratxe Alvarez (ESK), José Ángel Elgezabal (Antikapitalistak), Marije Etxebarria (Steilas), Miren Zabaleta (Sortu), Purificación Pérez (Mugarik Gabe), Ricardo Hernández (Hitz & Hitz), Rosa Lago (Ekologistak Martxan), Rosa Martínez (Equo), Xabier Benito (Podemos).